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Premiere: Besuch aus dem Inselstaat Haiti

Der Besuch aus der Diözese Jeremie war etwas ganz Besonderes für uns. Die beiden Schwestern Sr. Myrlene und Sr. Jolicoeur waren unsere ersten Besucherinnen aus Haiti, obwohl wir seit vielen Jahrzehnten Projekte unterschiedlicher Art, in dem von wiederkehrenden Naturkatastrophen heimgesuchten Inselsaat, unterstützen.

 

Unsere Gäste zeichneten ein nach wie vor düsteres Bild: Die Lage im Inselstaat ist prekär, nach der Ermordung von Präsident Jovenel Moise vor zwei Jahren sowie den verheerenden Wirbelstürmen und Naturkatastrophen, leidet das Land mit seinen 11,4 Millionen Einwohnern heute besonders unter der Bandenkriminalität. „Korruption steht an der Tagesordnung, wir leiden unter der Gewalt der bewaffneten Banden, Raubüberfälle und Entführungen sind unsere traurige Realität. Treibstoff ist Mangelware, die Lebensmittelversorgung bringt uns jeden Tag an unsere Grenzen.“, berichtet Sr. Jolicoeur vom Schwesternorden Filles des Marie Auxiliatrice. Besorgniserregend ist vor allem die unsichere Lage in den Schulen – seit Februar sind die meisten Schulhäuser geschlossen, die Banden schrecken selbst vor Kindesentführungen nicht zurück.

Nichtsdestotrotz versuchen die Frauen, sich auf das Positive zu konzentrieren. „Wir kümmern uns in unseren Häusern um Kinder zwischen 3 und 18 Jahren und auch danach begleiten wir junge Menschen in den Start ins Berufsleben, ermöglichen Ausbildungen in verschiedenen Bereichen, wie zb Hotellerie, Landwirtschaft, Näherei und im Gesundheitswesen.“, erläutert Schwester Myrlene. Im täglichen Einsatz ist dabei ein im Jahre 2011 von der MIVA finanzierter Schulbus. „Der Bus leistet in unserem Waisenhaus gute Dienste - 150 Kinder werden in unsere hauseigenen Internate gebracht und dürfen dank ihm Bildung sowie Freizeitaktivitäten erleben und somit ein kleines Stück Unbeschwertheit genießen.“, so die zwei Haitianerinnen.

 

Nachtrag: 

Wenige Tage nach ihrem Besuch und der Rückkehr nach Haiti erreicht uns im MIVA-ChristophorusHaus folgende Nachricht von Sr. Jolicoeur: "Ich hoffe, dass es Ihnen gut geht. Der Zweck meiner Nachricht ist es, Ihnen für Ihre Gastfreundschaft zu danken und dafür, dass Sie den Fahrer gestellt haben, um uns abzuholen und uns zum Bahnhof zu bringen. Sr. Pierre Myrlene Felix und ich haben uns sehr über Ihre Aufmerksamkeit gefreut und sind Ihnen sehr dankbar. Wir behalten diese schöne Begegnung in guter Erinnerung, auch wenn sie kurz war. In Kürze werden wir uns wieder an Sie wenden, wenn es um Fahrrad- und Autoprojekte geht, auch wenn es für letztere aufgrund der schwierigen Lage im Land schwierig sein wird, die 50% Eigenleistung aufzubringen. Stellen Sie sich vor, dass die Buchhalterin des Büros am selben Tag meiner Rückkehr auf dem Weg nach Hause drei Projektile abbekam und derzeit auf der Intensivstation liegt. Wie durch ein Wunder blieb sie am Leben. Sie wurde von bewaffneten Banditen angegriffen. Es ist schrecklich, was wir in diesen Tagen im Land erleben. Wir sind zuversichtlich, dass der Herr uns nicht verlassen wird, und wir tun unser Bestes, um die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu betreuen."